Mein Name ist Tim Grueger und ich bin der Gründer der Webseite Tradingfreaks.com. Wie in der Headline ersichtlich, bin ich diskretionärer Trader und verfolge damit einen anderen Ansatz als Holger. Ich habe ebenfalls ein festgeschriebenes Setup, generiere meine Tradingideen aber täglich neu auf Basis des dann vorherrschenden Marktsentiments und treffe meine eigenen Entscheidungen.
Ich möchte dir kurz meinen Werdegang schildern.
Meine Finanzkarriere begann im September 2007 als Auszubildender zum Bankkaufmann in einem der größten Finanzinstitute Deutschlands. Wenige Wochen später schlitterte Lehman Brothers in die Insolvenz. Ein super Zeitpunkt. In der Ausbildung habe ich das erste Mal von Optionsscheinen gehört und wie so viele Privatanleger keine Ahnung gehabt, was genau ich da eigentlich handelte. Im Rahmen des anschließenden Bachelorstudiums lernte ich dann die Konstruktion von verschiedenen Derivaten kennen und ich verstand endlich, dass ich (und auch du) von Optionsscheinen besser die Finger lassen sollte.
Bemerkenswert war die Aussage meiner Dozentin (ehemals Deutsche Bank Derivate Abteilung): „Unter uns, 80% der Kohle geht an den Emittenten. Nehmen Sie lieber Optionen.“ Aus den Fehlern der ersten Stunde habe ich dann relativ schnell gelernt und mich nach Finanzinstrumenten umgesehen, die mir eher zusagten. Optionen waren und sind bis heute nicht mein Ding, sodass ich meinen Fokus auf CFDs und FX legte. Nun verstand ich zwar die Finanzprodukte und wusste was ich handelte, doch nach wenigen Wochen wurde mir mit voller Wucht die Macht der Emotionen im Trading bewusst.
Es gab Tage, an denen ich wie benommen vor dem Bildschirm saß und 50 Trades im DAX abgefeuert habe, ohne Sinn und Verstand. Leider auch ohne erprobtes Trading Setup und ohne gezieltes Risikomanagement. Das Konto schmolz so vor sich hin und ich suchte verzweifelt nach dem heiligen Gral. Es vergingen Monate, es vergingen Jahre, doch ich fand ihn nicht. Zum Glück habe ich dann jemanden kennengelernt, der mir sagte, ich könne die Suche einstellen, da es nichts zu Finden gäbe. Dieser jemand war ein erfolgreicher Hedgefondsmanager aus London und in den folgenden Monaten mein Mentor. Nun hatte ich das unglaubliche Glück, Einblicke in das Trading von institutionellen Tradern zu bekommen.
Mit jeder neuen Lektion die ich lernte, wurde mir bewusst, wie stümperhaft mein Trading (eigentlich verdiente es nicht mal den Namen) in den Monaten zuvor war. Ebenso wurde mir klar, dass es einen enormen Unterschied zwischen den Tradingstilen privater Trader in Deutschland und denen von Investmentbankern gibt. Der größte Unterschied ist, dass in Deutschland nahezu jeder in die Charttechnik verliebt ist und sein Setup auf 3-4 Indikatoren aufbaut. Im angelsächsischen Raum spielt hingegen die fundamentale Komponente eine viel größere Rolle, vor allem im Forexhandel. Wer ist wohl erfolgreicher?
Eine äußerst wichtige Lektion war auch das Thema Zeiteinheiten. Mir wurde sozusagen verboten, aus dem Minutenchart heraus zu traden („… too much fakes“). Nach Wochen der intensiven Einarbeitung in das Thema Forex News Trading wurde mir bewusst, dass ich endlich eine Strategie gefunden hatte, die zu mir passte. Klassischer Daytrading-Ansatz, tägliche Analyse der korrelierenden Märkte und laufende Generierung von Trading Ideen. Von nun an jagte ich nicht mehr den Mega-Gewinntrades hinterher sondern verstand, dass es auf konstante kleine Profite ankommt und der Hebel möglichst klein sein sollte. Dieser Perspektivenwechsel, weg von möglichst hohen Gewinnen hin zu möglichst geringem Drawdown war ein heftiger Performanceschub.
Das erste Mal sah ich realistische Zielzahlen im Trading. Meine erste Vereinbarung lautete: Maximaler Drawdown in 6 Monaten nicht über 20%, monatliche Zielrendite ca. 3%. Der gewählte Hebel maximal 1:20, besser 1:1. Und meine Performance? Jeden Monat ein bisschen besser. Das heißt, das Minus wurde stetig reduziert und es folgten die ersten Monate im Gewinn. Die Volatilität in meinem Depot wurde immer ruhiger und die Performancekurve linear steigend. Doch sobald in mir das Gefühl des „Jetzt kannst du endgültig die Märkte schlagen“ hochkam, gab es kurz darauf wieder einen fiesen Rückschlag. Er kam immer dann, wenn ich nachlässig wurde und mein Setup nicht mehr sauber durchgehandelt habe.
Rückblickend frage ich mich manchmal, ob es einen definitiven Zeitpunkt gab, an dem es „Klick“ gemacht hat. Bis jetzt kann ich mich nicht an einen bestimmten Moment erinnern und wenn ich mich mit anderen Tradern unterhalte, die nachhaltig profitabel unterwegs sind, höre ich ähnliche Aussagen. Es ist also ein kontinuierlicher und eher schleichender Prozess. Es zeigt mir (und dir), das erfolgreiches Trading eine unglaubliche Ausdauer und Disziplin erfordert. Wer hier an schnelles Reichtum glaubt, wird gnadenlos bestraft. Im Trading geht man tendenziell zwei Schritte vor und einen zurück. Und ist damit dennoch erfolgreich. Der Kopf muss „nur“ mitmachen.
Zwei abschließende Tipps, die mir täglich helfen und dir hoffentlich auch:
1. Verringere die aktive Zeit vor den Charts, sobald du einen Trade laufen hast. Das Kursgezappel zu verfolgen macht keinen Sinn, sofern du ein sauberes Risikomanagement mit Take Profit und Stop Loss implementiert hast. Mach den Bildschirm aus oder analysiere andere Werte.
2. Protokolliere deine Gedanken vor, während und nach dem Trade schriftlich. So kannst du eine regelmäßige Fehleranalyse durchführen und erkennst, wie und wo dein Setup optimiert werden kann.
Ob du diskretionärer Trader sein möchtest oder lieber automatisierten Handelssystemen folgst, kannst nur du entscheiden. Wichtig ist, dass die Eigenschaften eines Trading Systems zu dir, also deinem Charakter und deinen persönlichen Voraussetzungen, passen. Wer sich für diskretionräres Trading interessiert, findet auf unserer Seite Tradingfreaks.com viele Hilfsmittel für das tägliche Trading.