In Teil 3 dieser Artikelserie beschäftigen wir uns mit ergänzenden Konzepten bei Rotationsmodellen. Diese sollen die Performance der Handelsstrategie weiter verbessern. Wir prüfen hierzu einige bekannte aber auch neue Bedingungen, die uns ein profitables Handeln dieses Ansatzes ermöglichen sollen. Es wird bei den Tests jeweils mit Survivorship Bias freien Daten gearbeitet, soweit dies nach den Erläuterungen aus Teil 2 dieser Artikelserie möglich ist.
Ich werde nur zu einigen Konzepten die Performance-Ergebnisse dokumentieren, alle weiteren Tests sind meist nur kleinere Abwandlungen dieser Ergebnisse oder Wiederholungen. Alle Ergebnisse und Auswertungsalternativen können gerne kostenlos per E-Mail bei mir angefordert werden.
Um die Ergebnisse auch effektiv zu bewerten und gegeneinander abgrenzen zu können muss eine Metrik festgelegt werden, die als Vergleich herangezogen wird. Hierfür nehmen wir acht wichtige Kennzahlen zur Handelssystembetrachtung. Eine detaillierte Erläuterung dieser Kennzahlen kann kostenlos per E-Mail bei mir angefordert werden. Unter anderem findet sich hierbei der Profitfaktor, die Jahresverteilung sowie die längste Verlustserie an Trades.
Kürzere Haltedauer der Positionen
Eine kürzere Haltedauer der üblichen 30 Tage könnte zu mehr Flexibilität der Trades führen und ein Umschichten in andere Aktienwerte bei negativen Märkten beschleunigen.
Leider werden hierbei die Trends oft nicht effizient mitgenommen, wie bei den Standard-Einstellungen. Dies führt zu einer um 10% – 15% geringeren Trefferquote. Allerdings gibt es auch Bereiche von 17 oder 18 Tagen, die recht gut performen und bei denen die Annahme des Ansatzes bestätigt wird. Ein Optimum dieses Parameters kann im Wertebereich von 15-30 gefunden werden, je nach Einstellung und Abhängigkeit zu den anderen Parametern.
Nutzung eines Stopps
Ein Stopp-Loss bzw. ein Worst-Case-Stopp hat bei diesem Ansatz meist negative Auswertungen auf die Performance der Trades. Da es sich um ein trendfolgendes System handelt, können Positionen auch 10% – 20% in den Verlust laufen, bevor diese den vorherrschenden Trend wieder aufnehmen. Ein Stopp-Loss führt dann zum Ausstoppen dieser potentiellen Gewinner. Auch ein Wiedereinstieg führt nicht zum gewünschten Ergebnis.
N Tage kein Trade im selben Symbol
Bevor der nächste Trade im selben Symbol eingegangen wird, sollen N Tage vergangen sein. Die Idee dahinter ist, dass ein Schwanken um den RSL-Wert, der das Symbol in der Top-10 Liste führt oder nicht verhindert werden soll. Es wurde beobachtet, dass einige Aktien am Montag in der zu tradenden Liste enthalten sind, am Dienstag nicht, dafür am Mittwoch wieder usw.
Die Ergebnisse hierbei fallen allerdings einmal besser oder auch einmal schlechter aus, je nachdem wie viele Tage man pausiert. 3 Tage können performanter sein, 4 Tage wieder ein schlechteres Ergebnis bringen. Der Parameter ist hier nicht konstant und die Strategie deswegen als instabil zu bezeichnen. Dieser Ansatz wurde dementsprechend nicht weiter verfolgt.
Weitere Indikatoren zur Stärke-Bestimmung
Es können neben den RSL ebenso andere Indikatoren zur Stärke bestimmung herangezogen werden. Insbesondere wurde hier der Relative Momentum Index (RMI) und die Rate of Change (ROC) getestet. Der RMI brachte ähnliche, aber unregelmäßigere Ergebnisse auf Performanceseite. Das bedeutet, dass es mehr Trading-Ausreißer aus dem statistischen Mittel gibt, welches die Equity-Kurve unregelmäßiger erscheinen lässt. Auch von Drawdown-Seite her sowie der Jahresverteilung gibt es keinerlei Verbesserung.
Bei der ROC konnten je nach Periodeneinstellung bessere Ergebnisse nachgewiesen werden, wobei jedoch die Jahresergebnisse eine etwas größere Standardabweichung aufweisen. Ebenso ist der Drawdown meist etwas höher, als wie mit RSL-Stärke-Kriterien. Je höher der Wert der ROC, desto mehr Trendverhalten wird der Aktie zugemutet und desto höher steht diese in der Auswahlliste der zu tradenden Aktien.
Hier ein Beispiel mit ROC und einer 200er Periodeneinstellung:
Rotationsmodelle und Shortsignale
Neben Long-Signalen bei Aktien können entsprechend derselben Einstiegslogik auch Shortsignale umgesetzt werden. Hierbei kann unterschieden werden, ob Shortsignale ergänzend zu den Long-Signalen oder alternativ dazu gehandelt werden. Ergänzende Signale führen nicht mehr zu 10 laufenden Trades, sondern zu 20 parallelen Aktionen.
Bei alternativen Signalen muss ein weiterer Filter hinzugezogen werden. Hier nehmen wir den RSL des zugrunde liegenden Index. In diesem Fall des Nasdaq-Composite-Index. Es wird entweder Long gehandelt, wenn der Index-RSL > 1 ist, oder Short, wenn der Index-RSL unter 1 liegt.
In keinem der beschriebenen Fälle konnte eine Verbesserung der Ergebnisse, auf Basis der Performance-Metriken gemessen werden. Short-Signale an sich treten nur in trendlosen oder negativen Marktphasen auf, wie bspw. Ende 2008 oder 2011. Diese Phasen sind meist so kurz, dass sich eine Neu- oder Umpositionierung auf die Shortseite kaum lohnt und sich oft negativ bemerkbar macht. Auch weniger Short- oder Long-Symbole, die gehandelt werden, bspw. 8 anstatt 10 oder aber lediglich 5 Shortsymbole bei 10 Longsymbolen bringen hier eine Verbesserung. Im Gegenteil, die Shortseite weist meist fortwährend eine negative Performance auf.
Eine weitere Alternative ist das Shorten des Index, wenn dieser einen RSL-Wert kleiner als 1 hat. Hierbei werden alle Long-Aktivitäten eingestellt. Diese Maßnahme führte zu besseren Werten, als das Shorten von Aktien, jedoch im Vergleich zu den initialen Parametern und Einstellungen zu keinerlei statistisch relevanten Verbesserungen. Eine sehr geringe Trefferquote vom 20% – 30% ist hierfür ausschlaggebend. Auch eine Begrenzung des RSL Wertes auf 0.9 hat hier nicht wesentlich geholfen. Mit der ROC als Filter anstatt des RSL konnten hier einige Verbesserungen erreicht werden, die aber im Gesamtergebnis des Rotationsmodells nicht wesentlich ins Gewicht fallen.
Weitere Indikatoren zur Stärke-Bestimmung
Der Index des zugrunde liegenden Marktes, hier der Nasdaq-Composite-Index kann für die Tradeausrichtung, aber auch für die eigentliche Tradeerlaubnis mit betrachtet werden. Wird der RSL des Marktes mit einbezogen, könnten Long-Trades überhaupt erst ermöglicht werden, wenn der RSL des Marktes größer als 1 ist. Hierdurch werden negative Marktphasen einfach nicht getradet und nicht weiter betrachtet.
Dieser Filter führt zu einem um 15% – 20% niedrigeren Drawdown, je nach weiteren Parametereinstellungen, bei ähnlicher Performance. Man sieht genau, dass bei Kurseinbrüchen der Handel eingestellt wird. Erst wenn der Gesamtmarkt sich wieder im Trend befindet, werden auch wieder Long-Signale umgesetzt. Die Ergebnisse sowie auch die Jahresverteilung können als geringfügig besser in Bezug zu den verwendeten Metriken angesehen werden.
Diese positiven Werten können allerdings nur erreicht werden, wenn Trades nicht einfach geschlossen werden, nachdem der Index-RSL unter 1 liegt, sondern stets die Mindesthaltedauer von 30 Tagen eingehalten wird.
Hier die Auswertungen einer Index-RSL-Betrachtung:
Durch weitere Optimierung der Haltedauer oder der RSL-Periode können hierbei noch bessere Ergebnisse erzielt werden.
Bestimmung des Investitionsgrades
In den bisherigen Betrachtungen sind wir immer von $10.000 pro Position ausgegangen. Dies wurde auch in schlechten Marktphasen so beibehalten. Es könnte allerdings Sinn machen, den Investitionsgrad nicht immer bei 100% zu halten (aktuell = $100.000, da 10 Position von je $10.000 getradet werden). Bei einem Investitionsgrad von bspw. 60% würden insgesamt nur $60.000 an Kapital gehandelt werden. Diese werden weiterhin auf 10 Aktien verteilt, hier dann $6.000 pro Position.
Zur Bestimmung des Investitionsgrades werden alle Aktien im Index betrachten und ihr Aufwärtstrend untersucht. Entweder wieder per RSL oder, wie hier, per Moving-Average (MA). Liegen 80% der Aktien über ihrem MA, wird dementsprechend nur 80% des zur Verfügung stehenden Kapitals investiert.
Abhängig vom berechneten Investitionsgrad können hier teils sehr gute Ergebnisse nachgewiesen werden. Zwischen 30% – 60% geht der Profit um einiges zurück, aber auch der Drawdown ist entsprechend niedrig, sogar der geringste der bisherigen Berechnungen. Eine Kombination mit der Index-RSL Variante von weiter oben bringt aber leider auch hier nicht den heiligen Gral (damit hatte auch keine gerechnet). Dennoch scheint diese Methode für eine weitere Betrachtung geeignet.
Fazit der Ergebnisse
Das Trading mit Rotationsmodellen basiert auf einem einfachen Ansatz, der schon seit vielen Jahren bekannt ist. Neben den in Teil 1 und 2 erwähnten Fallstricken haben wir in Teil 3 weitere Konzepte aufgezeigt, von welchen eine Performanceverbesserung angenommen wurde.
Wie gezeigt können nur wenige dieser Konzepte in der Praxis tatsächlich überzeugen. Logisch betrachtet hätten weit mehr Maßnahmen einen sinnvollen Einsatz und damit auch das Potential zu einer Performanceverbesserung aufbringen sollen. Dies ist allerdings durch die Ergebnisse widerlegt worden.
Lediglich die Index-RSL Betrachtung und die Entscheidung bzgl. des Investitionsgrades lassen hier einige positive Aspekte erhoffen. Es gilt, diese zwei Ansätze im Detail weiter zu betrachten, jedoch ohne zu viel Optimierung mit in die Ergebnisse einfließen zu lassen. Dies kann zum durch die Verwendung von Out-Of-Sample-Daten (Daten, auf denen der Backtest noch nicht durchlaufen wurde) erreicht werden. Weiterhin können und sollten weitere Indizes und deren Aktien mit in die Testergebnisse aufgenommen werden. Da auch viele andere Märkte meist in Richtung Norden tendieren, werden hier ebenso potentiell positive Ergebnisse und damit ein möglicher statistischer Vorteil erwartet.
Neben dem Stärke-Kriterium der RSL, kann auch auch eine weitere Betrachtung der ROC als zugrunde liegender Stärke-Indikator vorgenommen werden. Das bedeutet, es könnten noch weitere Indikatoren existieren, die noch wesentlich besser zur Bestimmung der zu handelnden Aktien sind.
Erfolgreiche Trading Tage
Holger Breuer