Die Volatilität eines Handelssystems kann als relative Größe der Verlier- und Gewinnertrades in Bezug zur durchschnittlichen Gewinn- und Verlustgröße der Trades betrachtet werden. Gemessen wird die Abweichung zu einem gegebenen Durchschnittsniveau, welches sich als typisch für die eingesetzte Strategie erwiesen hat. Anders ausgedrückt ist eine Handelsstrategie ohne Ausreißer in der Trade-Historie oft einfacher zu handeln und erfordert weniger mentale Belastbarkeit während des Einsatzes. Das bedeutet noch nicht, dass die Handelsstrategie überhaupt profitabel ist. Auch ein Tradingsystem mit vielen positiven und negativen Ausreißern kann im Endeffekt Gewinne bringen, selbst wenn das einzugehende Risiko größer ausfällt. Die Volatilität definiert das Risiko daher implizit mit, da größere Schwankungen in den Profiten auch ein höheres Gesamtrisiko bedeuten.
Betrachten sie die nachfolgende Grafik zur Einteilung von Tradingsystemen nach Volatilität und Risiko anhand der gegebenen Definition:
Geringe Volatilität / hohes Risiko
Diese Kombination von Faktoren findet sich oft im Internet sowie bei Handelssystemen. Es wird mit vielen kleinen Gewinnen suggeriert, dass ein System lange erfolgreich ist. Durch Änderung der Marktgegebenheiten bspw. kann allerdings ein einziger Verlierer die vorherigen Gewinne wieder vernichten.
Hohe Volatilität / hohes Risiko
Es gibt Systeme, von denen sollte man einfach die Finger lassen. Einige davon haben einen positiven Erwartungswert, allerdings schwankt die Equity-Kurve meist stark. Oft führen auch Fehler im Backtest dazu, dass Gewinne vorgetäuscht werden, wo de facto keine Gewinn sind, wenn der Live-Handel startet. Leider merkt man dies oft zu spät. Bei diesen Ansätzen stimmt weder das Risiko- noch das Moneymanagement.
Hohe Volatilität / geringes Risiko
Viele Trendfolgesysteme fallen unter diese Kategorie. Es gibt oft wenige, dann aber sehr erfolgreich laufende Trades, die zu den außerordentlichen Gewinnern zählen. Ebenso können Breakoutsysteme zu dieser Kategorie gezählt werden. Es wird versucht, an relevanten Marken im Chart oder einen engen Tradingrange einen Ausbruch zu handeln. Dies funktioniert häufig nicht, wird aber im Erfolgsfall einen hohen Gewinn einbringen.
Geringe Volatilität / geringes Risiko
Bei diesen Ansätzen wird mit einem vernünftigen Chance-Risiko-Verhältnis gearbeitet. Das Risiko ist jederzeit unter Kontrolle und es gibt, wenn überhaupt, nur wenige Ausreißer aus der Tradestatistik. Es gehören unter anderen Mean-Reversion und Countertrendsysteme (je nach Konstruktion) in diesen Bereich. Mean-Reversion bedeutet, dass eine Position in Richtung des Mittelwertes eines Kurses, eines gleitenden Durchschnittes oder Ähnliches eingegangen wird. Hierbei kann mit vernünftigem Risiko- und Moneymanagement gearbeitet werden.
Wie gezeigt, kann die Ausprägung eines Tradingsystems anhand von Volatilität und Risiko definiert werden und damit die Zuordnung in der dargestellten Grafik. Natürlich gibt es auch Systeme, die in mehrere Kategorien fallen, hierfür ist die Systemlandschaft durch Kombination verschiedener Parameter zu unüberschaubar. Durch Änderung des Profittargets und der Trendgrößenbestimmung kann bspw. recht einfach aus einem Countertrendsystem ein Scalping-System werden.
Betrachtet man die aktuelle Marktphase und wählt je nach Volatilität und Trendverhalten des Marktes die korrekte Strategie aus einem Portfolio, so sollte man einen statistisch relevanten Vorteil auf seiner Seite haben. Dies funktioniert natürlich oft nur in der Theorie und erweist sich in der Praxis als ungleich schwieriger.
Erfolgreiche Trading Tage
Holger Breuer