Von dem Mythos der Jahresendrally hat bestimmt jeder schon einmal gehört. Hierbei steht das Phänomen von ansteigenden Kursen am Jahresende oder kurz vor Weihnachten zur Diskussion. In diesem Artikel werden wir verschiedene Varianten dieser Handelsstrategie offen legen und testen. Evtl. wird dazu später noch ein Video im Strategiecheck erscheinen.
Ähnlich wie beim End-Of-Month-Effekt geht man in diesem Fall bei den Kursanstiegen vom so genannten Window-Dressing vieler institutioneller Marktteilnehmer aus. Die Performance soll natürlich am Jahresende besonders positiv aussehen. Auch die privaten Trader bekommen oft, bereits im November, ihr Weihnachtsgeld oder ihre Boni ausbezahlt, welche in den Markt investiert werden können. Das Weihnachtsgeschäft fördert mit den vorhandenen liquiden Mitteln zudem die Bilanzen vieler Unternehmen.
Portfolio zu handelnder Werte
Wir testen verschiedene Tage Haltedauer, ohne hierfür eine statistische Auswertung zum besten Handelstag zu verwenden. Durch die Einfachheit des Systems, kann dieses direkt als fertiges Tradingsystem umgesetzt werden und dient für einen ersten Überblick zur Güte der Jahresendrally-Statistik. Das System soll vom Close des Einstiegstages bis zum Close des Ausstiegstages investiert sein. Ein Stop und ein Target kommen hierbei nicht zum Einsatz. Als Markt-Portfolio wird ein Korb aus Index-Futures genommen, da diese vom beschriebenen Effekt am ehesten betroffen sind. Nicht für alle Handelsinstrumente liegen Daten bis 1995 zurück vor, deswegen ist die Tradeanzahl in der Auswertung weiter unten unterschiedlich.
Traderichtung: | Long |
Portfolio: | FDAX, FESX, FTSE, ES, YM, NQ, TF, EMD |
Position-Sizing: | 1 Kontrakt pro Position |
Zeitraum: | 1995 – 2015 (21 Jahre) |
Entry: | Vor Weihnachten / Anfang Dezember / Anfang November |
Exit: | Am 5. 6. oder 7. Januar (erster Handelstag) |
Stop: | Kein Stop |
Target: | Kein Target |
Performancevergleich
Die Entries werden zu drei Zeitpunkten jedes Jahr in nachfolgender Reihenfolge vorgenommen. Einmal kurz vor Weihnachten, am 19./20./21.12, dann Anfang Dezember am 01./02./03.12 und zuletzt noch Anfang November am 01./02./03.11. Je nachdem wann ein Wochenende vorliegt, kann der Entry-Tag variieren, deswegen stehen 3 Tage zur Auswahl. Am ersten Handelstag, der nicht auf ein Wochenende fällt, wird der Trade eröffnet.
Interessant an dieser Auswertung ist sicherlich, dass alle Märkte in allen Testvarianten im Plus liegen. Generell sind die Performance-Werte recht gut, für so einen einfachen Ansatz. Die Equitykurven sehen alle ähnlich aus und werden hier nicht aufgezeigt. Gehen wir bereits Anfang November in den Markt und halten die Trades bis Anfang Januar, können wir mehr als doppelt so viel Gewinn erwirtschaften, wie bei Variante 1. Leider ist auch der Drawdown entsprechend größer. Auch die Gewinnrate steigt entsprechend an.
Es muss noch auf die teils hohe Korrelation der Werte hingewiesen werden. Sicherlich macht es keinen Sinn das Portfolio als Ganzes zu handeln. Es dient lediglich als Testumgebung und zur Vermeidung von Curve-Fitting (Überoptimierung).
Fazit und Ausblick
Alle Varianten zeigen ein positives Ergebnis auf. Die Behauptung zur Jahresendrally ist also wahr und kann auch heutzutage noch mit einer anständigen Performance gehandelt werden. Der exakte Entry-Zeitpunkt ist hierbei nicht so wichtig. Es führen alle drei aufgezeigten Testreihen zum Erfolg. Sicherlich muss über einen vernünftigen Stop und evtl. auch ein Target nachgedacht werden. Ein Worst-Case-Stop von bspw. 10% – 20% könnte den Drawdown entsprechend verringern.
Der Strategiecheck bei Youtube befasst sich in einer der nächsten Ausgaben genau mit dieser Thematik und stellt dabei weitere interessante Erkenntnisse vor. Aktuell testen wir nur verschiedene Entry-Zeitpunkte. Im Video wird zudem der beste Exit-Zeitpunkt bestimmt.
Erfolgreiche Trading Tage
Holger Breuer