Oft wird über das Erkennen von Trends und Seitwärtsmärkten diskutiert. Die Schwierigkeiten sind weitestgehend bekannt, denn das Erkennen eines vorliegenden Ab- oder Aufwärtstrends ist keineswegs trivial. Oft wird der Trend zu spät erkannt, da die verwendeten Indikatoren zu träge bzw. generell nachlaufend sind. Wird zudem noch versucht verlässliche Seitwärtsphasen ausfinden zu machen, so verkompliziert sich dieses recht einfache Problem noch einmal.
Im folgenden Artikel möchte ich einige gängige, aber auch modernere Varianten zur Erkennung eines Trends vorstellen und nachhaltig anhand eines einfachen Setups gegenüberstellen.
Vorbereitung des Trendfilter-Setups
Um eine verlässliche Aussage über die Güte eines Trendfilters zu erhalten, sollte ein vernünftiges, quantifizierbares Setup vorliegen. Ich nehme hierfür ein einfaches Tradingsystem, welches mit einem Kontrakt im DAX-Kassa-Index handelt. Der Veränderungswert wird mit 1€ pro Punkt zugrunde gelegt. Der Zeitraum der Trend- bzw. Seitwärstmarktbetrachtung findet von 2000 – 2015, also über 16 Jahre, statt. Es werden Wochendaten für die Auswertung herangezogen. Die Kontogröße liegt bei 20.000 €. Kommissionen werden nicht mit einbezogen (es wird von wenigen Trades ausgegangen). Am 30.12.2015 werden noch offene Positionen zum Schlusskurs beendet.
Bei allen getesteten Varianten wird der Markt in Ab- und Aufwärtstrend eingeteilt, teilweise, sofern es die Methode zulässt, werden auch Tradingranges, also Seitwärtsmärkte definiert. Positionen werden per Market-Order am Tagesanfang eingegangen und am Tagesanfang auch wieder geschlossen
Hierbei ist es normal, dass ein Wechsel von Short auf Long, oder umgekehrt, an ein und denselben Tag stattfindet. Wenn bspw. der SMA mit Periode 8 von unten nach oben gekreuzt wird, soll bei dieser Methode eine Short-Position geschlossen und eine neue Long-Position aufgebaut werden.
Der grüne Pfeil schließt eine offene Short-Position, da in der letzten Handelswoche, der SMA von 8 Wochen per Schlusskurs übertroffen wurde. Zudem wird eine neue Long-Position eingegangen (grauer Pfeil), welche Anfang Dezember gehalten wird. Die farblichen Markierungen im Chart verdeutlichen die Trendausprägungen für eine visuelle Prüfung. Blau für Aufwärtstrend und Orange für einen Abwärtstrend.
Beispiel für eine Tradingrange (Seitwärtsmarkt)
Als Trendfilter bzw. Filter für Seitwärtsmärkte kann der ADX zum Einsatz kommen. Wenn dieser mit der Periode 8 unter 20 notiert wird ein Seitwärtsmarkt definiert. Andernfalls liegt ein Trend vor. Der ADX selber zeigt aber weder an, ob es sich um einen Aufwärts- oder Abwärtstrend handelt. Es wird lediglich ein Trend erkannt. Deswegen wird hierfür wieder der SMA (Periode 8 Wochen) herangezogen.
Folgende Grafik verdeutlicht dies, indem ein trendloser Markt bei einem ADX von kleiner 20 erkannt wird.
Es ist zu erkennen, dass der Markt ohne Einfärbung in eine Seitwärtsphase übergeht, wobei die vorhandene Short-Position geschlossen wird. Erst bei überschreiten der ADX-Marke von 20 wird die Short-Position wieder eröffnet und der Trade weitergeführt. Der ADX wird in den folgenden Trendmethoden nicht weiter betrachtet und dient hier nur als Beispiel einer Range-Ausbildung.
Key Performance Indikatoren
Zum Vergleich verschiedener Trend-Methoden, kann visuell die Equitykurve verwendet werden. Die eingesetzten Filter allerdings sollen nur untereinander verglichen werden, deshalb sind andere Faktoren ausschlaggebend. Die Einfachheit der Filter soll einen Vergleich ermöglichen, jedoch wird kein handelbares System dabei herauskommen. Es soll lediglich die effizienteste Methode zur Trendbestimmung untersucht werden.
Es werden folgende Parameter verglichen und ausgewertet:
Net Profit: | Profit im Laufe des des Betrachtungszeitraums |
Exposure: | Investitionskapital im Betrachtungszeitraums (0% => gar nicht investiert, 100% => komplett im ganzen Zeitraum investiert) |
Anzahl Trades: | Summer aller Trades, die eingegangen wurden |
Gewinntrades: | Anzahl Gewinntrades in Prozent |
Max. Drawdown: | Höchster aufgetretener Drawdown in Prozent |
Profit Faktor: | Gesamtprofit / Gesamtverlust |
Payoff Ratio: | Durchschnittlicher Profit / Durchschnittlicher Verlust |
Trendfilter
Im Folgenden sollen kurz die jeweils zum Vergleich stehenden Methoden erläutert werden. Diese reichen von simpel, bis hin zu etwas fortgeschritteneren Betrachtungen. Die einzelnen Indikatoren werden nicht erläutert und können in der jeweiligen Literatur bzw. im Internet nachgelesen werden.
Trendfilter ohne Seitwärtsphasen
1a) Buy & Hold
Einfacher Buy & Hold Ansatz vom Anfang des Betrachtungszeitraums bis zum Ende.
1b) Sell & Hold
Einfacher Sell & Hold Ansatz vom Anfang des Betrachtungszeitraums bis zum Ende.
2) SMA
SMA-Kreuzung von 10 / 20 und 40 Wochen.
3) EMA
EMA-Kreuzung von 10 / 20 und 40 Wochen.
4) ROC
Die Rate-Of-Change mit Perioden von 10 / 20 und 40 Wochen. Kreuzungen von 0 werden betrachtet.
5) Death Cross
Zwei SMAs mit 10 und 40 Wochen. Kreuzung zweier bekannter SMAs.
6) Hoch- Tiefs der letzten Perioden
Der Donchian-Channel bestimmt neue Wochen Hoch- und Tiefpunkte. Diese werden mit den Parametern 10 / 20 und 40 Wochen getestet. Ohne Seitwärtsfilter wird so lange eine Long-Position gehalten, bis ein neues Tief auftritt, Short entsprechend, bis ein neues Hoch vorkommt.
Trendfilter mit Betrachtung von Seitwärtsphasen
7) 3 SMA
Der längere SMA muss über dem mittleren liegen, der mittlere über dem kurzen. Short analog. Alle Zwischenvarianten gelten als Seitwärtsmarkt. Als Exit wird bereits der Start der Seitwärtsphase definiert. Es findet hierbei kein direkter Reverse-Trade in die Gegenrichtung statt. Variante a) wird mit Perioden von 5 / 10 / 20, Variante b) mit Perioden von 10 / 20 / 40 getestet.
8) Wochenhochs-/Tiefs als Trendbestätigung
a) Übertrifft die aktuelle Woche im Hoch das letzte Wochenhoch, so liegt ein Aufwärtstrend vor. Liegt ein tieferes Hoch oder tieferes Tief vor, wird die Position geschlossen. Wird ein neues Wochentief erreicht, so wird ein Abwärtstrend definiert. Bei einem höherem Tief oder höherem Hoch, wird die Short-Position geschlossen. Werden keine neuen Hochs und Tiefs zur Vorwoche erreicht, definieren wir einen Seitwärtsmarkt.
b) Wie a), nur mit dem Wochen-Close als Vergleichswert.
c) Wie a), nur mit dem Hoch- und Tiefvergleich der aktuellen Woche zu den Werten von vor 2 Wochen.
Alle Varianten können mit einem Donchian-Channel der Perioden 1 und 2 umgesetzt werden.
9) PivotPunkte
a) Aufwärtstrend => 3 höhere Pivotpunkte
Abwärtstrend => 3 tiefere Pivotpunkte
Andernfalls liegt ein Seitwärtsmarkt vor.
b) Es wird nicht der Pivot-Punkt selbst, sondern der erste R1-Widerstand und die erste S1-Unterstützung herangezogen. Die Regeln von a) werden ansonsten übernommen.
10) Definition eines Trendstärke-Filters
Auf Basis neuer Wochenhoch und Tiefpunkte wird ein Trendstärke-Indikator berechnet.
Dieser nimmt Werte von -4 bis +4 an. Bei jedem neuen Perioden-Hoch wird der TR-Filter um eins erhöht, bei jedem neuen Tief um 1 verringert. So können verschiedene Bereiche als Trend bestätigt werden.
Es werden die Perioden 5, 10 und 20 getestet.
-1 bis +1 => Seitwärtsmarkt
Werte < -1 => Abwärtstrend
Werte > +1 => Aufwärtstrend
Betrachtung der Ergebnisse
Folgende Tabellen fassen die Ergebnisse zusammen. Einmal die Trendfilter ohne Seitwärtsmarkt:
Hier die Trendfilter inklusive Seitwärtsfilter:
Fazit und Auswertung der Ergebnisse
Sicherlich gibt es weit mehr und teils komplexere Methoden, um Trends und Seitwärtsmärkte zu erkennen. Die hier vorgestellten Methoden sind jedoch einfach zu verstehen und geben einen Überblick der Thematik. Zudem können die Ergebnisse, durch die Definition von Key Performance Indikatoren (KPIs) objektiv verglichen werden.
Wie zu erwarten, reagieren alle Indikatoren nachlaufend und es werden viele Profite (gerade bei den Moving-Average-Ansätzen) wieder abgegeben, wenn sich der Markt seitwärts bewegt. Keine Trendmethode kann vollends überzeugen. Einige Punkte und Erkenntnisse können dennoch festgehalten werden.
- Ein Buy & Hold-Ansatz ist immer mit einem großen Drawdown verbunden
- Die ROC ist mit den MA-Methoden vergleichbar, teilweise sogar performanter
- Die Death Cross-Variante kann sich immer noch gut behaupten
- Donchian und Trendstärke Methoden sind recht stabil in den KPIs
- Weniger Trades führen oft zu besseren Werten und KPIs
- Eine Betrachtung von Ranges (Seitwärtsmärkten) lohnt sich meist
- Trendmethoden können auch eine hohe Trefferquote haben
Es konnte sicherlich nur ein kleiner Teil von Trendbestimmungs-Methoden getestet werden. Andere Märkte, Perioden und Ansätze müssen weiter betrachtet und gegenübergestellt werden, um diese auch in Handelssystemen nutzen zu können.
Erfolgreiche Trading Tage
Holger Breuer
Michael Makohm says
Hallo Herr Breuer,
Was ist denn die Einstellung von Donchien 3?
MfG
M. Makohm
Holger Breuer says
Das müssten 40 Wochen sein.